Kompetenzen
Als Kompetenz wird die Fähigkeit bezeichnet, Wissen und Können so zu verbinden, dass berufsbezogene Aufgaben den Anforderungen gemäß selbstständig, eigenverantwortlich und situationsgerecht zu bewältigt sind.
Alle Handlungsfelder dieses Studiengangs beschäftigen sich in jeweils unterschiedlicher Weise mit Spezifikation, Umsetzung, Betrieb und Weiterentwicklung digitaler Systeme. Daher bietet es sich an, die zu erwerbenden Kompetenzen gemäß eines Life-Cycle-Modells zu strukturieren. Life-Cycle-Modelle sind in allen Bereichen des Managements, der Organisationstheorie und der Digitalisierung allgemein sehr verbreitet.
Eine Kompetenz-Cluster-Struktur, die sich daran orientiert, bietet eine sinnvolle orthogonale Ergänzung zu den Handlungsfeldern, die die Studieninhalte eher nach fachlichen und gesellschaftlich relevanten Aspekten gliedern.
Die für den Studiengang relevanten Kompetenzcluster sind nachfolgend aufgeführt.
Develop Visions
Die Absolvent*innen können Visionen formulieren, aus ihnen Ziele ableiten und daraus wiederum Anforderungen an eine konkrete Umsetzung von Produkten oder Vorhaben definieren.
Dazu gehören beispielsweise die Fähigkeiten, Ideen für digitale Produkte zu entwickeln und in ihren Konsequenzen zu bewerten, auch wenn sie noch nicht umgesetzt sind. Absolvent*innen können zukunftsrelevante Szenarien darstellen und spekulativ die Bedürfnisse der Nutzer*innen von morgen wahrnehmen. Sie sind in der Lage, wirtschaftliche und gesellschaftliche digitale Potenziale über Fachgrenzen hinweg zu erkennen, aber auch gesellschaftliche, ethische und ökonomische Risiken zu bewerten.
Die Absolvent*innen können Visionen und ihren Innovationscharakter überzeugend darstellen, um andere mitzunehmen. Dazu gehört die Fähigkeit, Komplexes einfach machen, ohne unterkomplex zu werden. Auf der anderen Seite schließen diese kommunikativen Fähigkeiten aber auch ein, ein formales Vokabular zur widerspruchfreien Spezifikation zu beherrschen. Dabei sind sie in der Lage, ihr Tun (selbst-)kritisch zu hinterfragen und daraus Schlüsse zu ziehen.
Analyze Domains
Die Absolvent*innen sind in der Lage, Fachdomänen zu analysieren und Beziehungen von Entitäten und Konzepten sowohl innerhalb der Domäne wie auch zwischen Domänen aufzudecken. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für die Konzeption und Umsetzung digitaler Artefakte für ganz unterschiedliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Bereiche.
Hierfür sind die Absolvent*innen in der Lage, sich selbstständig neue Methoden und neues Wissen anzueignen. Sie erkennen, welches Wissen in einer bestimmten Domäne für sie relevant ist, indem sie wissenschaftlich, analytisch und reflektiert arbeiten. Sie beherrschen Methoden zur Analyse von Domänen und ihren Fachsprachen, und können die Erkenntnisse formal präzise und gleichzeitig verständlich dokumentieren und kommunizieren.
Model Systems
Die Absolvent*innen können Domänenwissen in Modelle der Wirklichkeit übersetzen. Diese Fähigkeit zur Modellierung ist eine Grundfertigkeit für jede Beschäftigung mit Digitalisierung. Modelle kommen in zahlreichen Aspekten zum Einsatz - sei es als mathematische Modelle zur Beschreibung oder Auswertung von Daten, sei es zur Spezifikation komplexer Softwaresysteme, als Geschäfts- oder Betriebsmodelle oder zur kritischen Bewertung von Artefakten gemäß eines ethischen oder ökonomischen Zielsystems.
Um die immer wiederkehrende Aktivität der Modellbildung erfolgreich umsetzen zu können, verfügen die Absolvent*innen über ein umfassendes Methodenwissen. Dieses ist im Sinne einer “T-Shaped Competence” breit angelegt, geht aber in der jeweiligen Spezialisierung - mathematisch, softwaretechnisch, betrieblich oder betriebswirtschaftlich - in die Tiefe.
Darüber hinaus sind Absolvent*innen darauf trainiert, in Meta-Ebenen zu denken und so komplexe Zusammenhänge gedanklich und kommunikativ zu gliedern. Sie erkennen Muster (Patterns) und abstrahieren. Darüber hinaus sind sie daran gewöhnt, widersprüchliche und unvollständige Problemräume auszuhalten (Ambiguitätstoleranz).
Implement Concepts
Die Absolvent*innen sind in der Lage, Konzepte praktisch umzusetzen und deren Qualität und Sicherheit zu gewährleisten. Dies können, je nach Spezialisierung, ganz verschiedene Systeme sein, vom KI-System bis hin zum betrieblichen Anwendungssystem. Sie beherrschen die dafür nötigen Methoden zur Umsetzung, beispielsweise im Bereich des Programmierens der Softwaretechnik, der Prozesssteuerung, etc.
Darüber hinaus können die Absolventinnen dokumentenzentrierte, aber auch agile inkrementell-iterative Vorgehensmodelle anwenden, um Kundinnen und Stakeholder*innen in den Entwicklungsprozess einbeziehen. Sie können Techniken zur Führung und Moderation von Teams anwenden, aber auch in selbstorganisierten Teams mitarbeiten.
Die Absolvent*innen kennen Methoden der Risikoabschätzung und der Qualitätssicherung und sind in der Lage, diese auf ein digitales Produkt anzuwenden. Dabei folgen sie, soweit möglich, einer Kultur der Automatisierung.
Deploy Products
Die Absolvent*innen können digitale Artefakte in einen produktiven Einsatz überführen und ihren Betrieb überwachen und steuern. Sie setzen dabei Technologien ein, dem aktuellen Stand bezüglich Usability, Sicherheit, Robustheit, Skalierbarkeit etc. entsprechen. Hierbei sind sie in der Lage, eine kontinuierliche Qualitäts- und Risikobewertung vorzunehmen. Die Erkenntnisse setzen sie in kontinuierliche Verbesserungen und Automatisierung um.
Über die betrieblichen Aspekte hinaus kennen die Absolvent*innen die verschiedenen Vermarktungsmodelle digitaler Produkte und kennen den Wert einer offener Software-Entwicklung (Open Source) mit dessen wichtigen juristischen und gesellschaftlichen Implikationen. Dazu gehören auch ökonomische Erwägungen sowie Aspekte der Technikfolgen- Abschätzung.
Optimize Systems
Die Absolvent*innen sind in der Lage, digitale und soziotechnische Systeme zu optimieren und dabei ihr eigenes Handeln kritisch zu reflektieren. Dies ist unabdingbar, um in der sich schnell ändernden VUCA-Welt den Bezug zum eigenen Zielsystem nicht zu verlieren, aber auch um dauerhaft konkurrenzfähig zu sein.
Die Methode der Retrospektive setzen die Absolvent*innen nicht nur bezüglich der Konzeptions- und Entwicklungsprozesse ein, sondern unterwerfen auch digitale Artefakte einer kritischen Analyse. Dabei sind sie in der Lage, Bewertungkriterien aus Zielsystemen und ethischen Maßstäben abzuleiten und als Bewertungsgröße zu formalisieren.
Apply Standardization
Die Absolvent*innen kennen die verfügbaren Technologien in ihrem Feld und setzen, soweit sinnvoll und möglich, auf offene und zukunftsfähige Standards. Darüber hinaus sind sie aber auch in der Lage, Muster (Patterns) in Code und Architektur der von ihnen geschaffenen digitalen Artefakte zu erkennen und diese in team-, organisations- oder industrieweite Standards zu überführen.
Dazu gehören softwaretechnische Methoden, um Kandidaten für solche Standards zu identitifieren und mit formalen Spezifikationen auszustatten. Die Absolvent*innen kennen dabei den Wert von technischen Ökosystemen und den Risiken von Alleingängen, und handeln (soweit möglich) aus einer Kultur des Teilens von Wissen.